Einer der kleinsten Fernsehsender Thüringens: Bad Berka -TV-
von Conny Mauroner, MDR THÜRINGEN, Stand: 30. März 2022, 20:00 Uhr
Vor 20 Jahren lief zum ersten Mal die Sendung „Stadtreporter“ auf Bad Berka -TV-. Der Fernsehsender ist einer der kleinsten in Thüringen. Fred Ruppe stemmt das Projekt.
Vor 20 Jahren lief zum ersten Mal die Sendung „Stadtreporter“ auf Bad Berka -TV-. Der Fernsehsender ist einer der kleinsten in Thüringen. Fred Ruppe stemmt das Projekt.
Seit Ende 1996 gibt es in Thüringen das lokale Fernsehen, überwacht von der Thüringer Landesmedienanstalt. Verbreitet werden die Lokalsender über die örtlichen Kabelnetze. Die Betreiber haben dafür einen Ortskanal zur Verfügung zu stellen, so heißt es auf der Internetseite der TLM. Zehn solcher Sender sind dort aufgeführt, einer von ihnen: Bad Berka -TV-.
Kameramann, Cutter und Regisseur in einem
Seine Lizenz erhielt Bad Berka -TV- am 18. Februar 1999, doch die eigentlichen regelmäßig ausgestrahlten lokalen Inhalte, die „Stadtreporter“, folgten erst Jahre später. Im März 2002, vor 20 Jahren, wurde die erste Sendung „Stadtreporter“ ausgestrahlt, mit Inhalten aus Bad Berka und der Region. Mit nur einem Festangestellen dürfte Bad Berka -TV- einer der kleinsten Sender in Thüringen sein. Seit 20 Jahren – und damit von der ersten Sendung an – ist Fred Ruppe dabei. Der gelernte Mediengestalter ist Kameramann, Tontechniker, Regisseur, Cutter und Redakteur in einem. „Mit Leidenschaft!“, sagt er.
An seinen ersten Dreh erinnert sich Fred Ruppe noch genau. Das war im Coudrayhaus, eine Kulturveranstaltung. „Ich habe ein Interview mit einem Künstler gemacht.“ Manchmal wird Ruppe von ehrenamtlichen Helfern unterstützt: einem zweiten Kameramann, einem Off-Sprecher und den Moderatorinnen. „Die habe ich regelmäßig aus dem Theaterkurs des Bad Berkaer Gymnasiums rekrutiert. Da waren viele Talente dabei“, so Ruppe.
Jeden Montag bestückt Fred Ruppe das Programm neu, mit drei Sendungen zu je einer Stunde. Sieben Tage die Woche laufen die Sendungen als Schleife durch. Standbilder werden ausgetauscht. Mit denen informiert Fred Ruppe über Aktuelles: „Was ist in der Stadt passiert, oder welche Termine anstehen.“
Viele historische Aufnahmen
Ruppes Leidenschaft sind historische Aufnahmen. Hunderte alte Videokassetten hat er inzwischen digitalisiert: Festumzüge, Eisenbahnfahrten oder Aufnahmen aus dem einstigen Ferienlager. Inhalte recherchiert er akribisch im Stadtarchiv. Er bereitet die Videos auf, versieht sie mit Texten und strahlt auch diese historischen Sendungen aus. „Das mögen die Zuschauer besonders gern. Viele entdecken eigene Vorfahren und freuen sich. Für diese Beiträge bekomme ich das meiste Feedback.“
Aber auch auf aktuellen Terminen ist Ruppe zu finden. Sei es die Eröffnung der Kneipp-Saison, eine Scheck-Übergabe für den Kindergarten oder ein Brand auf dem nahe gelegenen Campingplatz. Die Bandbreite an Themen ist auch in Bad Berka und seinen Ortsteilen groß. Die Außentermine sind für Fred Ruppe die Abwechslung im Geschäft. „Nur allein vor den Bildschirmen zu sitzen, wäre auch langweilig.“
Auch auf Auslandsreisen unterwegs
Ruppe genießt es, sein eigener Chef zu sein. „Ich muss mich keinen Zwängen beugen. Wenn ich denke, mein Beitrag soll nicht zwei, sondern 20 Minuten lang sein, dann ist der das. Der Job macht Spaß. Ich lerne dabei so viele Menschen kennen.“ Selbst Auslandsreisen hat Ruppe mit Bad Berka -TV- schon gemacht. Viermal war er schon in der polnischen Partnerstadt: mit der Feuerwehr, dem Bürgermeister und dem Männergesangsverein. Einsätze, an die sich Ruppe gern erinnert. Nach wie vor schwärmt er vom Dreh im Flugzeug, von der Ballonfahrt über Bad Berka oder einem kleinen Schauspiel beim US-Car-Treffen.
Natürlich hat es in den vielen Jahren auch Pannen gegeben. “Manche waren technischer Natur. Wenn ich zum Beispiel vergessen habe, das Mikrofon einzustöpseln. Einmal hat mich die Feuerwehr vergessen. Drei Stunden stand ich am Freibad rum und habe auf die Kameraden gewartet.“ Heute kann Fred Ruppe darüber lachen.
Bekannt wie ein bunter Hund
In Bad Berka ist Fred Ruppe bekannt wie ein bunter Hund. Jeder kennt den Mann mit der Kamera auf der Schulter, obwohl er in der Regel hinter der Linse agiert.
2.300 Haushalte in Bad Berka haben sich der Interessengemeinschaft „Gemeinschaftsantenne“ angeschlossen und können Bad Berka -TV- schauen. Auch die Zentralklinik und die Kurkliniken sind angeschlossen. „Ich bekomme manchmal Feedback von Menschen aus dem hohen Norden – die in einer unserer Kliniken lagen und Bad Berka durch unser Fernsehen kennengelernt haben.“ Bad Berka -TV- finanziert sich durch die Gemeinschaftsantenne. Die IG bietet einen Kabelanschluss für Fernsehen und schnelles Internet an. „Und das ist ja gerade gefragt wie nie zuvor.“ Jeder Kunde hat automatisch den Zugang zu Bad Berka -TV-. Alle anderen können einzelne Beiträge im Internet sehen. „Live gestreamt wird dort zwar nicht, aber zu sehen gibt es trotzdem viele Inhalte“, so Ruppe.
Ruppe hat aus seiner Leidenschaft einen Beruf gemacht. Bad Berka -TV- ohne Fred – undenkbar.